Kirchgemeinde Grimma
GEISTLICHER IMPULS
Dagegen ist (k)ein Kraut gewachsen!
Haben Sie auch ein Kräuterbeet zuhause? Oder wenigstens Küchenkräuter auf dem Balkon oder dem Fensterbrett? Kräuter schenken Speisen einen tollen Geschmack. Einige Kräuter erinnern zudem an Bekanntes: Lavendel hat eine schöne Farbe und duftet, Pfefferminze riecht nach Kaugummi und Zitronenmelisse so schön frisch. So unscheinbar auch viele Kräuter aussehen, haben sie doch oft eine heilsame Wirkung.
Aber nicht nur im Beet oder im Garten begegnen uns Kräuter. Die Wiesen sind voll von bekannten und unbekannten Kräutern, die man beim Spazierengehen schon mal leicht übersehen kann. Vielleicht werden darum Kräuterwanderungen immer beliebter, weil man dabei viel verlorenes Wissen wiederentdecken kann.
„Da ist kein Kraut dagegen gewachsen“ – diesen Ausspruch kennen wir, wenn wir hilflos vor einer Situation, einer Lebensgegebenheit stehen, an der sich offenbar nichts ändern lässt. Auch in manchen aktuellen Situationen kann man das sagen, wenn wir auf manch Sorgenvolles in unserer Welt, unserer Kirche und manchmal auf uns selbst blicken. Zu leicht und schnell kann uns dieses geflügelte Wort in eine mehr oder weniger resignative Haltung führen. Es klingt nach Aufgabe, nach einem „Sich abfinden müssen“, nach Macht- und Hilflosigkeit. Es hat etwas Endgültiges, etwas Unabänderliches. Dieses Gefühl führt uns an eine Grenze, die unser Leben behindert, uns lähmt und zum Stillstand kommen lässt.
Dagegen ist ein Kraut gewachsen! Martin Luther nimmt die Kräuter zum Vergleich, wenn es um das Lesen der Heiligen Schrift geht: „Die Schrift ist ein Kräutlein, das umso mehr duftet, je mehr man an ihm reibt.“ In der Bibel lesen wir von Gottes Liebe zu uns Menschen, wie sie uns in Jesus Christus begegnet. In diese Liebe dürfen wir uns eingebunden wissen, in allem, was wir miteinander erleben dürfen oder auch müssen.
Darum gibt es für uns Christen letztlich nichts Ungutes, wogegen kein Kraut gewachsen ist! Gottes Liebe und Fürsorge, sein Heil schaffendes Wirken wenden sich entschieden gegen eine pessimistische oder depressive Lebens- und Glaubenshaltung.
Und so können wir einstimmen in die Worte Paul Gerhardts:
„Mach in mir deinem Geiste Raum,
dass ich dir werd ein guter Baum,
und lass mich Wurzel treiben.
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
ich deines Gartens schöne Blum
und Pflanze möge bleiben.“
Und so können wir uns auch fragen: Welche Blumen und Kräuter wachsen im übertragenen Sinn in unseren Kirchgemeinden? Welche tun uns gut? Welche vermissen wir vielleicht? Ja, und vielleicht entdecken Sie sich in dem einen oder anderen Kräutlein selbst und spüren: Es ist gut, dass es mich gibt – mit meiner Art, mit meiner Begabung, mit meinem Einsatz – ich gehöre zum „Garten“ unserer Kirchengemeinden.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen – auch im Namen aller Mitarbeiter und Pfarrer – eine gesegnete Sommerzeit!
Ihre Pfarrerin Birgit Silberbach