Kirchgemeinde Grimma
GEISTLICHER IMPULS
„Mein Leben – ein Weg“?
Ja, unser Leben gleicht einem Weg. Wir sprechen von unserem Lebensweg. Als Kind beginnt man eine Schullaufbahn. Danach den Ausbildungsweg oder vielleicht später auch einen Dritten Bildungsweg. Beruflich schlägt man eine Laufbahn ein. Die Liebe kommt offenbar auf dem Seeweg, wenn man irgendwann in den Hafen der Ehe einläuft. Und so geht es weiter auf dem Weg. Den Tod nennen manche „die letzte Reise“…
Nicht immer verläuft ein Lebensweg gerade. Manchmal gleicht er eher einem verschlungenen Bergpfad: anstrengend und herausfordernd. Manchmal meine ich, mir fehlt die Kraft, um ihn weiterzugehen. Immer wieder kommt es darauf an, welchen Weg ich einschlage. Manche Wege führen mich in die Irre oder in die Fremde. Manchmal teilt sich der Weg und ich muss mich entscheiden. Wo hätte mich die andere Abzweigung hingeführt? Dann wünschte ich mir, die Zukunft zu kennen. Aber ich kann immer nur den nächsten Schritt tun.
Im letzten Vers von Psalm 16 bringt der Beter mit wenigen Worten sein Bekenntnis zu Gott zum Ausdruck, indem er sagt: Du tust mir kund den Weg zum Leben. Sein Leben ist getragen von einem tiefen Vertrauen in Gott, das er in jedem Vers seines Gebets bekennt.
Manchmal scheint es, Gott führt mich einen steilen, felsigen Pfad. Er führt mich an den Rand meiner Kräfte. Dann fühle ich mich überfordert und denke, meinen Lebensweg nicht zu schaffen. Doch da ist Gottes Stimme, die mir sagt: auch wenn du es gerne anders hättest: das ist dein Weg, dein Leben, das ist deine Aufgabe. Weiche ihr nicht aus.
Immer wieder kommen Menschen von ihrem Weg ab und laufen wie blind auf den Abgrund zu. Doch auf Gottes Wegen gehen heißt, seinem Ruf zu folgen und das Leben in einem umfassenden Sinn zu gewinnen, indem wir tun, was wir – nach Gottes Willen – tun sollen.
Dem Ruf zum Leben folgen und die Verantwortung übernehmen, die aus diesem Ruf erwächst, heißt, an der Verwirklichung eines guten Lebens in Gerechtigkeit und Frieden zu arbeiten. Mit allen Menschen, die guten Willens sind. Wenn jeder nur auf seinen Weg sieht, dann schließt das von vornherein jedes Gespräch mit anderen aus. Doch angesichts der vielen unterschiedlichen Positionen, Konflikte und Krisen ist es notwendiger denn je, das Gespräch zu suchen und zu führen.
„Wenn alle Wege verstellt sind, bleibt nur der Weg nach oben.“, hat der Schriftsteller Franz Werfel (1890-1945) einmal geschrieben. Darum hat auch Jesus immer wieder das Gespräch mit seinen Mitmenschen gesucht, um ihnen, uns, die Liebe Gottes aufzuzeigen. Eine Liebe, die ein fröhliches, freundliches, gelingendes und dankbares Leben ermöglicht.
Für mich ist das eine der besten Sachen beim Glauben an ihn:
Ich kann aufbrechen und anders werden. Jesus traut mir neue Wege zu, wo ich mich das noch gar nicht traue. Daraus entsteht ein Lebensweg mit unglaublichen Möglichkeiten – offen und in Bewegung und voller Hoffnung!
Dass Sie den Weg durch Ihr Leben mit Gott gehen können und Sie Ihr Weg voranbringt, wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Birgit Silberbach