Kirchgemeinde Grimma
GEISTLICHER IMPULS
Meine Patentante kommt aus Ostpreußen. Sie ist in der Nähe von Insterburg großgeworden. Dann der Krieg, Sie wissen schon, Verlassen der Heimat. Die Familie wurde auseinandergerissen. Eine Schwester wanderte in die USA aus. Meine Patentante blieb. Gemeinsam mit ihrem Mann besuchte sie nach der Wende die Schwester und flog so regelmäßig über den großen Teich. Mir brachte sie einmal etwas mit. Ein T-Shirt. Auf dem stand Broken Heart über einem zerbrochenen Herzen. An dieses Shirt musste ich denken beim Lesen des Monatsspruches August (Psalm 147,3)
„Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“
Ich habe meine Patentante nie gefragt, was sie sich bei diesem Aufdruck gedacht und warum sie mir das mitgebracht hat. Jedenfalls erlebe ich, ein zerbrochenes Herz ist nicht selten.
Kennen Sie das Broken-Heart-Syndrom? Auf Deutsch würden wir sagen: „Zerbrochenes-Herz-Erkrankung“. Mediziner haben vor einigen Jahren entdeckt, dass Stress, traumatische Erlebnisse und Kummer das Herz schädigen können. Ein Herzmuskel arbeitet dann nicht mehr so, wie er sollte. Doch viel häufiger kommt das gebrochene Herz als Ausdruck für seelisches Leiden bei uns Menschen vor. Wenn Krieg und Hunger sich ausbreiten, dann machen sich Menschen auf die Flucht. Sie verlieren ihre Heimat. Viele Heimatlose leben inzwischen in unserem Land und bauen sich eine neue Existenz auf. Doch etliche leiden an einem gebrochenen Herzen. Denn wer die Heimat verliert, der kann den wichtigen Ort seiner Herkunft nicht mehr betreten. Es bleiben Erinnerungen, häufig ein tiefsitzender Schmerz und eine ungestillte Sehnsucht.
Wenn ich meine Patentante besuche, sprechen wir manchmal über Ostpreußen. Ich war ja selbst einmal dort, mit dem Zug. Ich habe ihr schon einige Bücher über Ostpreußen gegeben, die sie mit Interesse liest.
Sicher kennen Sie Menschen, die seelisch und körperlich leiden. Das Volk Israel hat dieses gebrochene Herz erlebt, als Jerusalem zerstört und das Volk nach Babel verschleppt wurde. Doch Gott hatte angekündigt, dass er sein Volk wieder zurückführen und Jerusalem wieder aufbauen wird. Das ist der Grund für ein Lob- und Danklied, wie es im Psalm 147 ist. Ein Wort, das tröstet, Mut schenkt und Hoffnung verbreitet.
Die Mitarbeiter, Kirchvorsteher und Kirchgemeindevertreter wünschen Ihnen allen eine heilsame und gesegnete Sommerzeit.
Torsten Merkel